Vom Ehrlerhof zum Storchenhof

Es brauchte einige Zeit um zu spüren, wie sich der richtige Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz gestalten sollte. Für uns war das damals aus 400 km Entfernung nicht immer einfach. Es gelang, als wir einen Bauleiter fanden, der als gelernter Zimmermann nicht nur unsere Vorstellungen teilte, sondern auch mit einem großartigen Team lokal ansässiger Handwerker den nötigen Sachverstand und das Auge für das Machbare beisteuerte. Alle, die am Projekt mitgearbeitet haben, sind heute zu Recht stolz auf ihren Beitrag.


Den Zauber des Alten zu erhalten war die wesentliche Triebfeder, allerdings nicht um ein „Disneyland“ zu entwickeln, sondern auch um moderne Aspekte zu integrieren. Abgesehen von finanziellen oder baurechtlichen Restriktionen haben wir uns im Wesentlichen auf unser Bauchgefühl verlassen. Viel haben wir von dem konstruktiven Beitrag unseres Bauleiters und aller Handwerker profitiert. An wenigen Stellen der Unsicherheit haben wir professionellen Rat bei einer Innenarchitektin und bei der Gartenanlage eingeholt.


Die Gemeinde Teningen, und dies meint nicht nur die Verwaltung mit dem Bürgermeister an der Spitze, sondern die gesamte Nachbarschaft, hat die Umwandlung zum Storchenhof mit großem Interesse und Anteilnahme verfolgt. Die Lage im Sanierungsgebiet Teningen erlaubte eine Förderung der Baumaßnahmen zur Schaffung von Wohnraum.


Zustand 2013

Zustand nach Rekonstruktion




Der Erlerhof

Beim Betreten des Hofs fällt als erstes der Schlussstein am Sandsteintor mit der Jahreszahl 1777 auf. Damit fällt die Gründung in eine unruhige Zeit, in der Teningen ca. 1000 Einwohner hatte. Er liegt am Rande der damaligen Ortschaft, nahe der historischen Zehntscheuer. Aus der Gründung sind neben dem Torbogen nur noch die Kellerwände im Wohnhaus erhalten. Die jetzige Struktur mit den den Hof bestimmenden Scheunen entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Anbau und Verarbeitung von Tabak wurde damals ein wichtiger Wirtschaftszweig in Teningen. Die Familie Erler erbaute eine große Scheune zur Trocknung des Tabaks (Tabakschopf). Eine weitere Scheune diente als Stall mit einem darüber liegenden Heuboden (Heuschopf).


Mitte des 20. Jahrhundert wurden im hinteren Bereich Ställe für die Schweinezucht, mit Bevorratung für Futterrüben und Stroh, neu errichtet. Das Brennen von Apfelschnaps wurde für einige Zeit ein lukrativer und in den hergestellten Mengen nicht immer legaler Nebenverdienst.


Der bäuerliche Betrieb umfasste zuletzt die Aufzucht von Ferkeln, Schweinemast und einige Rinder. Der Hof entwickelte sich zu einer für den Ort bestimmenden, gesellschaftlichen und politischen Größe. Viele der damaligen Helfer können sich noch erinnern. 1991 wurde der Betrieb aufgegeben.


Das Wohnhaus wurde in mehreren Abschnitten, zuletzt 1968, umgebaut und entspricht dem damaligen Zeitgeschmack und baulichen Standard. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden in der Nachbarschaft gibt es keinen Denkmalschutz für den Hof.

 

Der neue Storchenhof


Die teilweise tragische Familiengeschichte war ein wesentlicher Grund, einen neuen und unbelasteten Namen für den Hof zu finden. Der Storch als positiv besetztes Wesen und unser Wunsch nach einem Storchennest auf dem Dach machten es leicht. Der Begriff „Storchenhof“ steht heute für eine bekannte und beliebte Größe im Ort.


Das erste Ziel war die Erstellung von selbstgenutztem Wohnraum. Hier war schnell die Tabakscheune als großzügiges Loft gefunden. Auf der Ebene der Tabaktrocknung mit seinen vielen Tabakstangen und dem angrenzenden Kopf der Heuscheune entstand eine „Zweizimmerwohnung“. Nach drei Jahren konzeptioneller Planung und Bauzeit sind wir 2016 eingezogen. Dabei waren wir immer damals noch von „Fertig“ entfernt.


Der Heuboden der Scheune bot Raum für zwei weitere Wohnungen. Es entwickelte sich der Gedanke, diese nicht fest zu vermieten, sondern als Gästewohnungen zu betreiben. Auch der Raum im Erdgeschoß der Tabakscheune, früher Ferkelstall und Werkstatt wurde zu einer kleinen Gästewohnung umgebaut.


Das Erdgeschoss mit dem früheren Rinderstall und dem Aufzug zum Heuboden bot Platz für einen Veranstaltungsraum und Nebenräume. Zusammen mit dem Hof bietet sich den Teninger Bürgern die Möglichkeit, zu kleinen Familienfeiern, Konzerten, Yoga usw. zusammen zu kommen.


Nachhaltigkeit war allen Maßnahmen ein Leitgedanke. Dies begann mit der Auswahl der verwendeten natürlichen Baustoffe und endet mit der Haustechnik wie der Photovoltaikanlage oder der Fußbodenheizung mit Wärmepumpe.

Die beiden Scheunen zusammen mit dem Brennhaus prägen den Hof und erzeugen ein Wohlgefühl und den Zauber eines Atriums. Gerade in einer warmen Gegend wie hier zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl mit viel Sonne bleibt der Innenbereich mittags kühler und abends wärmer als die direkte Umgebung. Abends taucht die Beleuchtung aus Stallleuchten und einigen Akzentstrahlern den Innenhof in angenehmes warmes Licht.

„Zauberhaftes Ambiente“ ist eine der häufigsten Beschreibung unserer Gäste, denen es schwerfällt, zu glauben, dass man so etwas auch ohne Architekt machen kann.

Die Tabakscheune

Ausgangslage 2013


Die Tabakscheune prägt das Gesicht des Hofs. Von der Straßenseite sieht man außen die großflächige Holzverschalung mit den Läden, die zur Trocknung des aufgehängten Tabaks geöffnet wurden. Vom Tor bis zum Heuboden ist der Fahrweg überdacht. Die Durchfahrt führte am Hundezwinger vorbei entlang der Werkstatt und dem Ferkelstall in die Heuscheune.


Das Erdgeschoß ist auf der Straßenseite fest gemauert, das restliche Tragwerk ist aus Holzbalken errichtet. Im Erdgeschoß auf der Hofseite waren die Gefache ausgemauert. Der Oberteil der Holzskelettkonstruktion war mit Nadelholzbrettern verschalt, dabei auch die o.g. großen Flächen, die sich wie bei Fensterläden öffnen ließen. Im Innern der oberen Etage waren ca. 50 Stangen im Gebälk verteilt, an denen der aufgefädelte Tabak hing. Der Zustand der Konstruktion war hervorragend. Lediglich eine Stelle am Dach wurde ausgebessert, sowie ein einbetonierter Balken ersetzt.


Die Hofseite der oberen Etage wurde durch offenes Fachwerk bestimmt. Zu Zeiten des bäuerlichen Betriebs waren noch große Drahtkäfige zur Trocknung und Lagerung von Maiskolben an den Balken befestigt.


Maßnahmen


Die Wände im Stallbereich waren stark mit Salpeter belastet. Die Gefache auf der Hofseite wurden zusammen mit dem Beton-Fußboden vollständig entfernt und einschließlich Fundamentierung neu errichtet. Gleichzeitig konnte die, für die vorgesehenen Wohnräume notwendige Perimeterisolierung eingebracht werden. Der zur Straßenseite liegenden Wand wurde der Innenputz entfernt und mit Vormauer versehen. Die Fensterformate wurden auf das für Wohnräume vorgeschriebene Maß vergrößert.


Wie bei allen anderen Wohnbereichen wurde eine Fußbodenheizung eingebaut. Gerade in Räumen von mehreren Metern Höhe garantiert diese Technik eine angenehme Temperierung durch Wärmestrahlung. Zusätzlich findet sich in jeder Wohnung beider Scheunen ein Kamin bzw. Kaminofen, der zusätzlich für Behaglichkeit sorgt. Als Fußbodenbelag dienen Burgunder Steinplatten, die wir selbst aus einem Steinbruch in Frankreich importiert haben. Im Bad und WC wurden die Böden und ein Teil der Wände gefliest.


Die Erdgeschoßwohnung mit ihrem bodengleichen Eingang sollte behindertengerecht werden. Hier haben wir eine Kölner Innenarchitektin zu Rate gezogen, um ausreichend Bewegungsraum für Rollstuhlfahrer sicherzustellen.


Der Aufgang zur Loftwohnung wurde so gebaut, dass im Treppenauge eine Liftanlage eingebaut werden konnte. Schon beim Einzug und dem Transport von vielen Kisten waren wir dafür dankbar. Auch hier werden wir selbst irgendwann froh sein, wenn die körperlichen Möglichkeiten im Alter eingeschränkt sein werden.


Die Loftwohnung auf der Ebene der Tabaktrocknung wurde durch eine Wand vom Eingangsbereich bzw. Treppenhaus abgetrennt. Unliebsame Luftströmung kann so sicher vermieden werden. Nach oben wurde diese Wand nicht bis zum First geführt, sondern das Treppenhaus durch eine Decke abgeschlossen. Die entstandene Plattform an der Giebelseite ließ einen zusätzlichen Platz entstehen, der zu einem Ruheort geworden ist, auch wenn dort noch bis zur Fertigstellung des alten Wohnhauses das Büro provisorisch untergebracht ist. Als Zugang zu dieser oberen Ebene dient eine gerade Treppe aus der Mitte des Raumes. Die Schwierigkeiten mit den Durchgangshöhen unter der Treppe und an den Querbalken konnten durch eine Brücke und die Anhebung eines einzelnen Balkens gemeistert werden.


Die Hofseite mit dem Fachwerk der oberen Etage wurde an beiden Enden ausgefacht. Ein weiteres einfaches Verschließen etwa mit Glas hätte jedoch den Charakter der Scheune in unseren Augen erheblich verändert und dem Hof einen Teil seines Charismas genommen. Die Lösung bestand in einer dahinter gelegten Holzständerkonstruktion mit großen Glasflächen. Es entstand eine kleine Veranda mit Platz für einen kleinen Frühstücksplatz. Auf der gegenüberliegenden Seite, der Straßenseite, wurden die Schlagläden geöffnet und Fenster eingesetzt. Der gesamte Raum ist nun von zwei Seiten lichtdurchflutet ohne dass die Mittagssonne hineinscheint; besondere Maßnahmen zum sommerlichen Wärmeschutz waren nicht notwendig. Die Fenster und Türen sind sämtlich Holzfenster und in Bordeauxviolett lackiert. Damit kam eine Farbe in und an den Hof, die belebt, ohne den Charakter des ergrauten Altholzes zu dominieren.


Die gesamte Holzfassade wurde vorsichtig entfernt und wie alle Balken während der Rohbauphase mit einem schonenden Sandstrahlverfahren gereinigt. Nach Aufbringen der Wärmeisolierung, überwiegend durch Aufdoppelung der Wand- und Dachkonstruktion und Zellulosedämmung wurde die Fassade wieder hergestellt und die Läden an den Fensterseiten neu befestigt. Defekte Bretter wurden durch Altholz ergänzt oder ersetzt. Der im alten Zustand offene Lagerbereich oberhalb von Ferkelstall und Werkstatt wurde beim Einbau der neuen Betondecke des Erdgeschosses erhalten und ebenfalls mit Altholz verschalt. Dieser nur 1,20 m hohe Raum dient weiter als Lager und bot Platz zur Führung aller Arten von Installationen. Einige der Tabakstangen fanden im Loft wieder ihren Platz und dienen zum Abhängen von Leuchten, auch selbst mit eingebauten LED-Band als Leuchte oder nur als Dekoration, um die Anmutung des Tabakschopfes zu erhalten.


Der übergroße Dachüberstand an der Heuscheune und der Ecke zur Tabakscheune im Hofinnern wurde, soweit er die Glasflächen abdeckte, zurückgebaut. Die Dacheindeckung mit einem Gemisch aus Betonziegeln wurde wie bei allen Gebäuden entfernt. Um die Dachbalken innen sichtbar zu halten, wurde eine weiß lasierte Schalung aufgesetzt. Nach Aufdoppelung und Einbringen der Wärmeisolierung wurde mit roten, engobierten Tonfalzziegel gedeckt, die sich harmonisch in das Ortsbild einpassen.


Die Wärmeisolierung von Außenwänden und Dach wurde mit Zellulosedämmplatten und Einblasen von Zelluloseflocken hergestellt. Allgemein wurden bei allen verwendeten Baustoffen, so auch bei dem für das Raumklima wichtige Putz, natürlichen und mineralischen Materialien gewählt.

Doch was ist ein Storchenhof ohne Storch? Schließlich ist der Storch unser Wappentier. Wir ließen einen geeigneten Stahlunterbau anfertigen. Die letzte Aufgabe des Baukrans war das Hochhieven des Nestes mit einem Nistkranz versehen auf das Dach der Tabakscheune. Hier ist dem NABU für seine großartige Beratung und Unterstützung zu danken. Auch wenn das Nest noch nicht in diesem Jahr für die Brutpflege bewohnt wird, hat doch schon der eine oder andere bei uns übernachtet und geklappert, oder auch nur einfach Nistmaterial geklaut.

 

Eines hat uns als Nichtfachleute im Nachhinein erstaunt: Es war nur ein geringer, zusätzlicher Aufwand erforderlich, um die statische Belastung der neu eingebrachten Baustoffe für Böden, Wände und Dach aufzufangen. Holz als Werkstoff und die über 100 Jahre alte Konstruktion sind kräftiger, als man vermuten kann.

 

Die Heuscheune

Ausgangslage 2013


Das Erdgeschoß wies einen gemauerten, teilweise mit Beton verstärkten Aufbau auf. In drei Abschnitten mit Betonstützen und -unterzügen wurden Rinder gehalten. Über die Stalllänge war eine Krananlage zum Ausmisten eingebaut.


Über dem Rinderstall befand sich der Heuboden. Über die gesamte Länge des Firstes lief die Kranbahn des Heuaufzugs. Der Leiterwagen mit dem Heu wurde durch das Tor ins Gebäude geschoben und mit dem Greifarm des Aufzugs entleert.


Maßnahmen


Die Betondecke und die Träger waren für einen größeren Aufbau zur Gewinnung von Wohnraum nicht geeignet. Weder Boden noch Fundamente waren ausreichend stark, um weitere Stockwerke zu tragen. Es wurde daher entschieden, die Scheune vollständig zu entkernen und die Fundamente zu verstärken. Das Verlegen der Grundleitungen und der Bodenaufbau mit Perimeterisolierung ließen sich nun einfach bewerkstelligen. Innerhalb der Scheune, die entkernt wie eine Kathedrale wirkte, wurden zwei neue Ebenen für Wohnraum eingezogen. Der Raum mit dem Heuaufzug bot Platz für einen Veranstaltungsraum mit ca.

60 m². die vorher nur teilweise vorhandene Decke wurde geschlossen. Schwere Stahlträger auf verstärkten Wänden tragen die Holzbalken.


Die Höhe der Decke entspricht dem Loft der Tabakscheune, mit 3,7 m wirkt der Saal außerordentlich repräsentativ und bot Platz für einen ungewöhnlichen Kronleuchter, der mit seinem goldenen Licht alle Besucher in seinen Bann zieht.

Oberhalb des Saals wurde der Loftbereich der Tabakscheune um einen Raum mit Bett, Bad und Ankleide ergänzt. Die Kranbahn findet sich wieder am Firstbalken und die Heugabel schwebt hoch oben über der Ankleide. Eine Schiebetür aus Altholz, ähnlich einem Stalltor, dient der Abtrennung dieses privaten Bereichs vom Loft. Die Fenster wurden angepasst in die vorhandenen Ausschnitte mit dem oberen Bogen eingesetzt.


Im Erdgeschoß fand sich der Platz für die Haustechnik und einen Hausarbeitsraum. Eine Grundwasserwärmepumpe versorgt nun den gesamten Hof. Der Strom wird tagsüber durch eine Photovoltaikanlage auf der Südwestseite der Heuscheune bereitgestellt. Für Warmwasser sind 60°C gefordert, dieses wird durch eine Gasbrennwertanlage erzeugt. Solche gesetzlichen Randbedingungen haben es wirtschaftlich schwerer, aber nicht unmöglich gemacht, soviel Energie zu erzeugen, wie verbraucht wird.

 

Die Giebelseite zur Straße wurde im Erdgeschoß mit dem Saal um zwei Fenster ergänzt. Dazu wurden die Formate leicht verlängert und mit dem leichten Rundbogen aus dem Obergeschoß übernommen. Die gegenüberliegende Giebelseite wurde vollständig geöffnet. Jede der beiden in den neuen Etagen befindlichen Wohnungen verfügt nun über einen Balkon und bodentiefe Fenster, die nach Südost ausgerichtet sind.

Mit der großzügigen Dimensionierung wurden die Giebelseiten für die natürliche Beleuchtung der Innenräume ausschlaggebend, da die SW-Seite aus baurechtlichen Gründen (formaler Brandschutz) fensterlos bleiben musste. Diese zum Parkplatz der Nachbarschaft zugewandte Seite wurde mit Stahlseilen als Rankhilfe für Wandbegrünung versehen.

 

Im Veranstaltungsraum wurde ein Teil der Krananlage aus dem Rinderstall an der Decke montiert. Eine Eingangstür zum Stall findet sich nun als Schiebetür vor dem kleinen Lagerraum unter der Treppe.


Das Wohnhaus

Ausgangslage 2013


Das Haus ist teilunterkellert. Die Räume liegen nicht vollständig im Boden, sondern ortstypisch wegen des hohen Grundwasserstands und der Nähe zur Elz ca. 1,4 m tief. Der mittlere Teil des Hauses war nicht unterkellert, in der Nachkriegszeit wurde hier ein weiterer Raum für Heizöltanks geschaffen. Der Zugang erfolgte über zwei Außentreppen. Der hintere, älteste Teil mit dem Heizkeller zeigte noch die alten Wände und Fundamente aus Bruchstein, während der vordere Keller dicke Wände aus Beton aufwies.


Das Haus verfügte über zwei Geschosse mit je einer Wohnung. Die Wohnung im Erdgeschoß ist wegen des Kellers nicht ebenerdig. Ein in den 60er Jahren erstellter Vorbau mit Treppenaufgang, einer Außentoilette für den Bauern und einem darauf liegenden Balkon formten das Gesicht des Hauses auf der Innenhofseite. Zusammen mit dem Balkon wurde das Dach durch eine große Schleppgaube angehoben und der Innenraum der oben liegenden Wohnung vergrößert. Die Fenster waren in dem damalig modernen Format, breiter als hoch, ausgeführt; und dies in unterschiedlichen Größen.


Maßnahmen


Die Schleppgaube wurde zurückgebaut. Die durch Baumaßnahmen in den 50er und 60er Jahren entstandene Asymmetrie des Hauses wurde durch die Änderungen von Fensterformat und Lage verändert. Fensterformate „höher-als-breit“ und zusätzliche Fensterläden konnten den 60er-Jahre-Charme vertreiben und mit der Formensprache der renovierten Tabakscheune sowie den umliegenden Gebäuden des alten Ortskern korrespondieren.


Die Treppe mit WC und Balkon wurde abgerissen. Der Teil mit dem WC war bereits baufällig. Bei den Arbeiten kam die ursprüngliche Treppenanlage wieder zum Vorschein; genauso hatten wir den neuen Aufgang mit sechs Stufen links und rechts vom Eingang geplant. Die Kellereingänge zu beiden Seiten wurden erneuert. Ein Dach aus Glas und Stahl schützt seit 2018 die Eingangstür.

 

Das Haus wurde bis auf die tragenden Wände entkernt. Überraschend war nicht alles durch Mauerwerk und Beton der früheren Umbauten ersetzt worden. So konnte eine historische Fachwerkwand mit Stroh-Lehmbewurf wieder hergestellt werden und formt nun wesentlich den Charakter des Empfangsbereichs sowie der benachbarten Wohnung. Die Holztreppe zum Obergeschoss wurde durch eine offene Eisentreppe ersetzt. Empfangsbereich und oberer Flur sind nun hell und einladend.

Während im Aussenbereich auf der rechten Seite nur die Klapp-Schiebetür nach dem früheren Muster aus Eichenholz neu gebaut wurde, ist der Eingang zum ehemaligen Heizkeller mit seinen vorhandenen Sandsteinpfosten aufwändig erstellt worden. Der Abgang besteht nun aus Sandsteinstufen und einem auf vorhandenes Sandsteingewand aufgesetzten Sandsteinbogen. Der Schlussstein trägt die Jahreszahl der Restaurierung 2016 mit unseren Initialen. Zwei Wochen nach Erstellung des Torbogens fand sich bei den Grabungsarbeiten für den Treppenaufgang zum Wohnhaus in dem Bauschutt ein historischer Schlussstein mit den gleichen Initialen wie am Hoftor HEBH und der Jahreszahl 1784. Wahrscheinlich stammt er genau von dem Kellereingang. Der Stein findet sich nun zentral in der Bruchsteinwand der Haustreppe integriert.

Schweinestallungen und Garten

Ausgangslage 2013


Im hinteren Bereich des Grundstücks befanden sich zwei einstöckige Gebäude, die mit Tonziegeln errichtet waren. Das Dach erstreckte sich über beide Teile und bildete dazwi-schen einen offen überdachten Bereich. Das westliche Stallgebäude war ca. 3 m tief unterkellert. Dieser Keller diente zur Lagerung von Futterrüben. Mit einer Lore an einem Kettenaufzug holte man die Rüben für die ca. 30 Schweine und Sauen hoch. Der obere Dachbereich wurde für die Haltung von Hühnern zum Eigenbedarf und zur Lagerung von Stroh genutzt.


Die Ställe waren einfache Zweckbauten aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, die Dachkonstruktion und die Eindeckung mit Asbestzementplatten zeigten sich in schlechtem, verwitterten Zustand. Um die Schweinestallungen herum befand sich ein kleiner Nutzgarten, Rasenfläche mit Wäscheleine und Blumenbeeten.


Maßnahmen


Eine neue Nutzung der vorhandenen Bausubstanz erschien nicht sinnvoll. Stattdessen gab es die Forderung nach Parkflächen und den Wunsch nach einem privaten Rückzugsort im Garten. Ausgehend von dem Entwurf einer Gartenarchitektin wurden beide Ställe abgerissen, auf dem Fundament des Westgebäudes entstand ein Carport. Als Dacheindeckung wählten wir eine extensive Dachbegrünung. Damit bleibt der Anblick von den Balkons, aber auch von der Nachbarseite ein angenehmerer als auf Ziegel oder Wellblech zu schauen. Abgesehen von der optischen Aufwertung der Gebäudearchitektur ergeben sich Vorteile für das Kleinklima mit Flora und Fauna.


Die Fläche vor dem Carport wurde mit einer Böschung geteilt. Auf der einen Seite mit einer Bruchsteinmauer versehen und mit hellem Jura geschottert entstand zusätzliche Park- und Verkehrsfläche.


Der Gartenteil bezieht die vorhandenen Mauern der Nachbargebäude mit ein. Teilweise sind dies alte Bruchsteinmauern aus Sandstein. In dem einen Fall einer Außenwand eines Nachbargebäudes aus unverputztem Kalksandstein und Glasbausteinen hat uns der Nachbar gestattet, die unansehnliche Seite mit einem einfachen Rauputz zu versehen.

Im Zentrum des Gartens entstand ein Glashaus mit einer Terrasse vor einer Teichanlage. Die Böschung mit einer dichten Bepflanzung aus Sträuchern und Heckenpflanzen schützt vor dem Anblick des benachbarten, kubischen Zweckbaus einer Pflegeeinrichtung und bietet Raum für Vögel. Ein kleiner Bachlauf aus großen Steinen und Kieseln wird aus der Zisterne mit Regenwasser gespeist.

Das Brennhaus und Garage

Ausgangslage 2013


Das Brennhaus war durch eine schmale Durchfahrt zum hinteren Grundstück mit den Schweineställen getrennt. Das Dach lehnt an die Heuscheune an und schließt damit den Innenhof ab. Das Brennhaus bestand aus dem Brennraum mit seinem Ofen und dem sogenannten Apfelraum, in dem das Obst gesammelt und gelagert wurde. Die Garage wurde erst in den 50er Jahren zwischen Wohnhaus und Brennhaus eingefügt worden. Dabei waren Fenster im Apfelraum, aber auch vom Wohnhaus teilweise oder vollständig zugemauert worden.


Maßnahmen


Ein Abriss des Brennhauses hätte den Atriumcharakter des Hofs zerstört, auch wenn sich dadurch der Blick auf die denkmalgeschützte Giebelseite der Nachbarscheune mit seinem Ständerwerk und Sandsteinen geöffnet hätte. Um die Durchfahrt auch für größere Fahrzeuge zu ermöglichen, wurde der Brennraum entfernt. Stahlunterzüge halfen, die Dachkonstruktion zu erhalten und den Dachboden einer Nutzung u.a. als Trockenboden zuzuführen. Die Wechselrichter der Photovoltaik sind ebenfalls hier untergebracht. Neben Brutkästen für Spatzen bot sich ein toter Raum im Dachanschluss zur Heuscheune für den Einbau eines Eulenkastens an. Die Dacheindeckung wurde den Scheunen angepasst und ergeben so ein einheitliches Bild im Innenhof.


An der Garage gab es nichts Erhaltenswertes, im Gegenteil, mit dem Abriss wurde ein Fremdkörper entfernt, der den Raum zwischen Wohnhaus und Apfelraum freigab. Das Fenster am Wohnhaus hat wieder Licht. Aus vorhandenen alten Balken wurde ein Aufgang zum Dachboden mit einer Wiederkehr errichtet, der letztlich erst die Nutzung des Dachbodens ermöglicht. Unter dem Aufgang findet sich nun ein abgetrennter Platz für die Abfalltonnen.
Mit den Beeten entlang des Wohnhauses und der Pflasterung entstand ein kleiner, neuer Hofbereich der zusammen mit dem Birnbaum zum neuen Flair beiträgt.


Der Apfelraum ist auch von dem Wohnrecht als Mitnutzung betroffen. Dies verhinderte nicht die äußere Renovierung des Gebäudes.

Tor, Eingangsbereich und Hof

Ausgangslage 2013


Das Tor ist aus Sandstein, mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den Heimbacher Steinbrüchen erbaut. Der Schlussstein trug die Initialen HEBH und die Jahreszahl 1777. Über dem Sandsteinbogen befand sich unter dem Putz ein Stahlträger, der die Kräfte aus den Lagerzapfen der Torflügel aufnahm. Die hölzernen Torflügel waren an der Unterseite stark angefault. Im linken Flügel war eine Schlupftür eingelassen.


Ein Teil der Hoffläche war mit Kiesel aus Rhein oder Dreisam gepflastert. Überwiegend fanden wir jedoch einen Betonboden vor.


Zwischen Tor und Tabakscheune befand sich ein mit Asbestzementplatten überdachter Bereich. Dieser wurde als Lager für landwirtschaftliche Maschinen und den Hundezwinger genutzt.


Maßnahmen


Der Sandsteinbogen mit dem Schlussstein von 1777 musste nach den letzten Pflasterarbeiten auf der Straße 2015 abgebaut und wiederhergestellt werden. Durch die Wirkung von einer Rüttelplatte hatten sich die Bogenteile verschoben und die Statik gefährdet. Die Torflügel waren aus der Verankerung gelöst. Der Steinmetz hat bei dieser Gelegenheit die Sandsteinelemente restauriert.


Die neuen Torflügel werden nun nicht mehr in Zapfen seitlich am Stein geführt, sondern mit Stahlpfosten gehalten und einer im Boden unterhalb des Pflasters liegenden Stahlkonstruktion stabilisiert. So ließ sich die Schlupftür auch ohne „Stolpereisen“ im Torflügel integrieren, eine Schwelle hätte den Zugang z.B. für Rollstuhlfahrer unnötig erschwert. Die vorhandenen Holzflügel wurden durch eine beidseitige Beplankung aus Altholz auf einem Stahlrahmen ersetzt. Die Form ist nun nicht mehr rechteckig sondern folgt nach der Restaurierung des Torbogens der runden Form. Damit hat man auch von Innen einen schönen Blick auf die Tormauer. Elektrische Torantriebe halten die Tore zu und bieten zeitgemäßen Komfort.


Der als Hundezwinger ausgediente Bretterverschlag wurde abgerissen. Wie bereits bei den Schweineställen wurde das gesamte Eternit fachgerecht abgebaut und entsorgt. Die Rückwand bzw. die Mauer zur Straße wurde gesandstrahlt, um die Bruchsteine wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Die Höhe wurde mit Bruchsteinen angepasst und zusammen mit dem Tor außen neu verputzt. Als Abdeckung von Mauer und Torrahmen wurde ein Sandsteinprofil aufgelegt.


Die Giebelseite der Tabakscheune steht nun in hellem Licht. Zusammen mit der gestrahlten Natursteinwand, dem Pflaster aus Rheinkies und einem bepflanzten Sandsteintrog ist ein kleiner Platz mit seinem eigenen Charme entstanden.


Die Hoffläche wurde vollständig abgetragen und die gesamte Verrohrung mit Versorgungsleitungen, Abwasser und Regenwasser neu angelegt. Das vorhandene, aufgenommene Kiespflaster wurde nach Ende der Bauarbeiten in einem großen Kreis und auf dem kleinen Platz neben dem Tor neu verlegt. Die übrige Fläche wurde mit altem Straßenpflaster versehen. Ohne die Durchfahrt zu behindern, wurde im Hof ein Birnbaum gepflanzt, schon jetzt trägt er merklich zusammen mit kleinen Beeten vor dem Wohnhaus und den Pfosten der Tabakscheune sowie Kübelpflanzen zum grünen Bild des Innenhofs und seiner Atmosphäre bei.

 

Vor dem Fenster des Heizraums steht ein kleiner Brunnen aus Sandstein. Er ist ein Beispiel für die großartige Teamfähigkeit unserer Handwerker, bei dem viele Hände und Gewerke geholfen haben. Aus einem Sandsteintrog, einem Fass, einer Pumpe, Stahl und Kupfer entstand ein Brunnen, der merklich zum Wohlgefühl am Hof beiträgt.


Bauherrschaft Dres. Wolfgang und Ulrike Berke
Bauleitung Ulrich Armbruster, Bollschweil
Abbrucharbeiten Hurter, Denzlingen
Aufzug Lifttec, Donaueschingen
Außenputz Christian Eble, Malterdingen

Bauzeichnungen, Bauantrag

 

Jürgen Nickel, Ehrenkirchen

Buttenmüller, Ehrenkirchen

Beratung Bad (Loft),
behindertengerechte Ausstattung

Jeanette Göbel, Köln

 

Beratung Gartenanlage Bettina Seysen, Kirchzarten
Beton- und Maurerarbeiten Ralf Rothfuss, Ehrenkirchen
Elektroarbeiten Frank Brüstlin, Köndringen
Fensterbau Josef Rißler, Biederbach
Fliesenarbeiten Josef Hummel, Schallstadt
Gartenbau, Pflaster Frank-Gutmann, Au
Heizung und Sanitärarbeiten Dieter Rees, Köndringen
Innenputz Michael Imbery, Freiburg
Ofenbau Guhr-Lorenz, Au
Sandsteinarbeiten Waldemar Eckert, Tunsel
Schreinerarbeiten Steiert & Schill, Au

Stahlbau

 

Eckard Ochs, Denzlingen
Matthias Höfflin, Denzlingen
Statik Jürgen Scheerer, Ehrenkirchen
Tiefbau Roland Rothfuss, Oberwolfach
Treppenbau Kirner, Freiburg
Zimmerarbeiten Harald Fotteler, Denzlingen